Man muss uns glauben: Wir sind in einem fröhlichen Volk groß geworden. (…)
Zu meiner Zeit hatten alle ein Lied auf den Lippen. In den meisten Berufsständen hatte man ein Lied auf den Lippen. (…)
ir haben diesen Kult des gut gemachten Werks gekannt, der bis zum äußersten Anspruch vorangetrieben und aufrecht erhalten wurde. Meine ganze Kindheit lang habe ich gesehen, wie Stühle in demselben Geist, aus demselben Herzen und mit derselben Hand mit Stroh bespannt wurden, mit denen dieses Volk den Stein seiner Kathedralen behauen hatte. (…)
Diese Arbeiter dienten nicht. Sie arbeiteten. Sie hatten eine Ehre, die absolut war, wie es der Ehre zu eigen ist. Ein Stuhlbein musste gut gemacht sein. Das war selbstverständlich. Das hatte Vorrang. Es musste nicht gut gemacht sein für das Gehalt oder um das Gehalt zu rechtfertigen.Es musste nicht gut gemacht sein für den Chef oder für Kenner oder für die Kunden des Chefs. Es musste aus sich selbst gut gemacht sein, in sich selbst, für sich selbst, in seinem Wesen selbst. (…)
Alle Teile des Stuhls, auch die, die man nicht sah, waren genauso perfekt gemacht wie das, was man sah. Es war das gleiche Prinzip der Kathedralen. (….)
Es handelte sich nicht darum, gesehen oder nicht gesehen zu werden. Es war das Wesen der Arbeit selbst, die gut gemacht sein wollte.
Charles Peguy
aus „Das Geld“,1913